„Es muss Einverständnis und Zwang geben, damit es eine wirklich gute Phantasie ist. Dennoch muss es eine Demütigung sein, mit einem inneren Kampf zwischen jenem Teil, der sie will, und dem, der sie nicht will; und die größte Erniedrigung besteht darin, dass man einwilligt und anfängt, es zu mögen.“ (Anne Rice)

Im Wald - Ketten im Schlamm

Es ist der Morgen nach dem Wald.

Ich liege unter dem Gerüst, platt auf dem Bauch. Bewegungsunfähig, voll in Seile gebunden. Es kommt mir vor als wären es hundert Meter Strick, mindestens. Hogtie, also Hände und Beine auf dem Rücken zusammengezogen. Aber richtig fein, Ellbogen, Schultern, Knie alles ist mit festgezurrt, mehrfach gewickelt, die Füße hilflos nach oben gestreckt. Sehr stramm aber nicht schmerzhaft. Klasse denke ich zuerst, geiles Bondage. Das kannst du eine Weile genießen. Belohnung für die schlaflose Nacht und für die Qualen der grausamen Morgengymnastik auf dem neuen Stachelstuhl.

Belohnung? Vielleicht in der Schule, aber nicht bei MC. Die Mühe mit dem Seil war nicht für mich. Sie wollte es bequem, für sich selbst.

Jetzt presse ich die Nase in die Maske und kralle die Zähne in den Teppich, versuche nicht zu heulen.

Angeblich nur 20, für jeden Fuß natürlich. Angeblich, denn Sie schlägt solange immer härter bis ich mich einfach verzählen muss. So geht es schon zum dritten Mal von vorne los.

Womit habe ich das verdient? Strafe für mein Benehmen im Wald, heißt es. Ich hätte die Schlammkuhle nicht ordentlich gebaut, hätte das Bein nicht hoch genug bekommen und wäre überhaupt bei allem zu langsam gewesen. Außerdem habe ich Ihre Stiefel und Ihre Hose beschmutzt und Ihr Wasser verschüttet.
Meine Güte, was hat Sie denn erwartet im Wald? Wenn Sie saubere Unterhaltung will, muss Sie ins Kino gehen. Sogar Wein und Schokolade habe ich Ihr angeschleppt. Bastonade, ist das der Dank?

Nein, ich weiß genau, warum Sie mich schlägt. Sie ärgert sich einfach, weil Sie mich gestern nicht noch mehr fertig gemacht hat. Sie wollte ja, dass ich zum Schluss im Dunkeln ängstlich und dumm wie ein Schaf Ihrem Auto hinterherlaufe, lustig angezogen, in Strumpfhose und Röckchen. So war es ja auch. Nur dass ich noch so schnell und locker rennen konnte, das hat Ihr nicht gefallen, hat Sie gereizt. Ein dummer Fehler von mir, blöde Eitelkeit, meine Füße wissen es jetzt.

Zugegeben, Sie hatte richtig Arbeit mit mir. Aber das hatte ich ja gleich gesagt, also kein Grund, mich jetzt dafür zu schlagen.

Außerdem könnte Sie doch zufrieden sein. Keine fünf Minuten hat es gedauert, mir zu beweisen, dass Sie keine Helfer braucht, dass Sie mich locker alleine schafft.

.... Kaum aus dem Auto geschubst, habe ich es sofort gesehen: mitten im Wald eine große Lichtung, randvoll mit Brennnesseln. Beim Joggen mache ich einen Riesenbogen um diese Dinger, auch mit langer Hose. Es gibt nicht mal coole Ketten für mich, nur ein einfaches Halsband und dann rein in die Wiese, nackt, auf allen vieren. Ganz schnell schlägt sich meine Geilheit in die Büsche. Der erste Schock war schon schlimm genug, aber dass Sie mich so lange, so brutal darin hin- und herschleift, hatte ich nicht erwartet. Ich habe Sie wieder mal voll unterschätzt. Sie zerrt mich hinter sich her, unangreifbar in den hohen Stiefeln und der eleganten ledernen Hose. Es geht mal rechts, mal links. Bestimmt sucht Sie immer die allerschlimmsten Stellen. Ich kann es nicht sehen. Sie hat mir eine Maske verpasst. Ich soll wohl die Orientierung verlieren. Als ob ich je eine gehabt hätte: die Nesseln sind doch eh höher als mein Kopf. Ich darf ja nicht hoch. Manchmal versuche ich, wie ein Frosch zu watscheln, damit Hände und Knie nicht so kaputtgehen an den ganzen Steinen, Stöcken und Kienäpfeln. Jedes mal zwingt Sie mich wieder runter. Gott, was bin ich froh über die Maske. Auch ohne die würde ich nichts sehen, müsste ständig die Augen zukneifen, schon um sie zu schützen. Mein Gesicht würde dafür aussehen wie der Rest vom Körper .... brrrr. Sicher ein Zufall, an Gnade kann ich bei MC nicht mehr so recht glauben. 

Zwischendurch darf ich Pinkeln. Ich muss gar nicht, aber Sie will mich sehen. Nicht im Stehen, nein, als Hündchen am Baum, mit gehobenem Bein. Demütigung? Wenn Sie es meint. Wir sind höchstens 20 Minuten im Wald, aber mir ist schon so schlecht, dass es egal ist. Ich hebe also brav das Bein, aber es dauert. Da unten ist bei mir alles verkrampft, wurde ja auch die ganze Zeit mitgeschleift über Steine und Nesseln. Als es endlich kommt, schwanke ich schon, pinkele mich prompt selbst an. Zum Abwischen geht es noch mal durch die dichtesten Ecken.

Längst kein Grund, mich heute noch mal dafür zu prügeln. Sie hatte doch Ihren Spaß.

Und was für welchen! Juckend und rotgebrannt darf ich vor Ihr stehen, während Sie sich ausruht und die nächste Gemeinheit ausdenkt. Als Sie Ihr Werk genügend betrachtet hat, verspricht Sie mir was zum Einreiben, ich könne mich dann anziehen und ausruhen. Irgendwie wird mir flau im Bauch bei diesen süßen Worten. Nicht ohne Grund, merke ich schnell. "Anziehen" heißt nämlich Gummianzug, sich komplett darin einschweißen, Hände, Füße, Kopf, alles dicht. "Ausruhen" heißt kopf abwärts im Dreck liegen, Hände und Füße auf dem Rücken zusammengefesselt. Das Beste ist aber "Einreiben". Sie sagt mir sogar, wie das Zeug heißt. Ich vergesse es gleich wieder. Wie es wirkt, vergesse ich bestimmt nicht mehr. Sie schmiert mich damit ein, erst merke ich gar nichts. Doch dann geht es los. Tausend kleine Skalpelle schneiden an Armen und Beinen und dazwischen herum, immer da, wo die Haut auch nur ein wenig angekratzt ist, das heißt jetzt fast überall. Sie schneiden immer nur ein bisschen, aber alle gleichzeitig und ohne jemals aufzuhören. Je ruhiger man liegt, desto schlimmer wird es. Und ich kann ja nichts anderes tun, als regungslos daliegen. Die Skalpelle mögen es am liebsten warm und feucht, bekomme ich gesagt. Danke für den Hinweis. Jetzt weiß ich, warum Sie so geduldig gewartet hat, als ich mich in den Gummi gequält habe. Es wird auch nicht aufhören und ich möge doch die nächsten Tage nicht heiß baden. Nochmals Danke.

Sie macht es sich bequem, freut sich Ihrer Schönheit, isst meine Schokolade und liest. Ein Buch von Norman, im Titel springt mir das Wort Grausamkeit entgegen. Das passt. So viel Stil könnt ihr lange suchen. Ich muss Sie einfach bewundern, so dreckig es mir auch geht.

 

Manchmal spricht Sie ein paar Worte zu mir. Weiß Sie, wie glücklich ich dann bin? Wie wichtig diese kurze Ablenkung ist, von den unendlichen brennenden, kratzenden, schneidenden Schmerzen.

Irgendwann ist das Kapitel zu Ende gelesen. Hoch mit mir. Kalte Luft, Balsam für meine Glieder.

Ausziehen, Gasmaske auf, Spaten mitnehmen. Jetzt doch in Ketten, da wo mir der Spaß schon vergangen ist. Sie jagt mich vor sich her, bis Ihr eine Stelle genehm ist. Ich darf eine Kuhle ausheben, aber mit Tempo. Ungefähr so lang und breit wie ein Sarg. Zum Glück nicht so tief, ich habe schon Schlimmes gedacht. Dann kann ich zurückrasen und die Wasserkanister holen. Ja klar, dass es Ihr zu langsam geht. Barfuss und in Ketten. Sie hätte mir doch nur meine Schuhe erlauben müssen.

 

....Aber dafür kann Sie doch heute morgen nicht mehr nachkarten. Niemand darf für die selbe Tat zweimal bestraft werden, das steht sogar im Grundgesetz, und meine Füße waren schon gestern dran, auf dem Waldboden. Die Schläge prasseln trotzdem. MC kann, Sie hat andere Gesetze....

Dort also rein mit dem Wasser in die Kuhle. Was kann ich dafür, dass es Ihr nicht schlammig genug wird. Einmal angesagt und ich hätte doppelt soviel Kanister angeschleppt.  Mir reicht es jedenfalls. Ich will ja nicht gleich im Schlamm ertrinken müssen, wenn ich reinspringe. Natürlich muss ich rein, wieder und wieder. Auf den Rücken, auf den Bauch, tiefer mit der Nase ... was Ihr gerade so gefällt. Kniebeuge, Liegestütze. Nicht tief genug? Dann wird der Hund halt reingeprügelt. Wozu gibt es Gerten. Wie kommt es nur, dass Ihre Lust daran immer länger dauert als meine? Irgendwas stimmt nicht mit mir.

     

   

Aber schön kalt ist der Schlamm. Gut für die Haut. An der Planung kann man nichts aussetzen. Von Ihr könnten Eventmanager lernen.

 

Mit dem letzten Kanister duscht Sie mich ab. Ausnahmsweise sind wir mal einer Meinung: die Schlammkruste passt weder ins Auto noch ins Studio. Sie bekommt ein paar Spritzer ab. Es tut mir wirklich leid, aber es gibt halt keinen Duschvorhang in dem bescheuerten Wald. Schließlich stehe ich ja auch nackt da, vor allen Ameisen und Wildschweinen, schwankend vor Schwäche, werde nicht mal richtig sauber, der Sand knirscht noch zwischen den Zähnen.

Ich finde, es wäre Zeit für die Rückfahrt, es wird schon langsam dunkel. Halbwegs abgeputzt bin ich ja auch. Sie denkt wohl genauso. Ich darf mir einen Komplettanzug aus ekligem Nylon überstreifen. Nicht gerade hübsch, aber ich will ja auch nicht in die Oper damit, höchstens wenn Sie mich zu Idemeneo (*) schickt, mit all den abgeschlagenen Köpfen, aber der ist ja abgesagt. Es geht Ihr auch gar nicht um Köpfe. Andere Körperteile sind interessanter. Gleich darf ich es merken. Es geht nämlich nicht zum Auto. Ich muss die Hosen wieder runterlassen und Haltung annehmen. Im Wald hat Sie es bisher nicht so genau genommen mit der Anstaltshaltung. Jetzt aber doch. Vor allem muss ich steil in den Himmel starren, ja nicht nach unten gucken. Schwanz und Eier werden angegurtet, rechts, links und durch den Arsch mit Riemen zum Hüftgurt verbunden, eine Art Harness. So was mag ich, da rührt sich sogar wieder was in den Lenden. Kritisch prüft Sie Ihre Arbeit, mehrmals, dann ist Sie zufrieden. Bin ich jetzt schön fürs Studio? 

Der Anzug gefällt Ihr doch nicht. Kann ich verstehen, sieht aus wie ein blaues Kondom. Also runter damit. Ich wage einen Blick nach unten. Doch, ich bin angegurtet, mehr ist nicht zu sehen. Bekomme ich andere Klamotten? Ja, die Gasmaske. Damit muss ich wieder rein ins Brennnesselfeld, soll zur anderen Seite laufen. Langsam. Was soll das? Vorsichtig stake ich um die schlimmsten Stellen herum. Sie sagt gar nichts dazu? Ganz untypisch, irgendwas stimmt hier nicht. Als ich zwanzig Meter vorwärts bin, piepst es kurz - zwischen meinen Beinen. Dann springe ich in die Höhe, reiße die Arme hoch. Drei oder vier Stromstöße lassen meine Eier zittern. Jetzt weiß ich, was da unten hängt. Sie schickt mich weiter bis es noch mal piepst. Zu Ihrer Freude springe ich schon wieder. So schnell habe ich noch nie ein Spiel gelernt. Ja, der Sender reicht bis zur anderen Seite vom Feld. Sie ist glücklich. Schließlich hat Sie ihn extra für mich angeschafft. Es ist eigentlich ein Hundetrainer, für den Körper, nicht für unten. Danke für die Ehre. Später erklärt Sie mir, dass es Tierquälerei ist und Sie Ihren Hunden niemals so etwas antun würde. Na da weiß ich doch wieder, wo ich stehe und wer ich bin.

    

Sie jagt mich gar nicht weiter, mit Ihrem neuen Spielzeug? Richtig dunkel ist es jetzt. Ich darf packen, schleppen, los. Sie im Auto, ich im Trab, ich hab es oben schon erzählt.

Als Sie mich reinlässt, tut Sie genervt, hat voll genug von mir. Na gut, geschenkt. Sie muss ja auch Auto fahren, während ich mich auf der Rückbank rumlümmeln kann. Es ist das schicke Cabrio von der Entreeseite. Sieht nach mächtig viel Platz aus. Hat es auch, aber nur vorn. Hinten passe ich gerade als Embryo rein, von oben abgedeckelt, wie in einer Kiste. Außerdem mit Handfesseln. Als ob ich Lust hätte rauszuspringen. Ich bin doch froh, dass ich gefahren werde. Sie hätte mich ja auch in der Nylonstrumpfhose durch Wald und Stadt schicken können.

Wieder im Studio möchte Sie dinieren, mit meinem Wein. Da störe ich natürlich. Also werde ich abgestellt. Darf mich schon mal an die Dunkelheit gewöhnen. Im "spanischen" Raum. Der sieht auch so aus wie die Inquisition. Sie steckt mich in einen Sträflingsanzug und packt mich mit Ketten voll. In der Mitte bekomme ich eine eiskalte Fliese zugewiesen 20x20. Auf der muss ich stehen, darf sie nicht verlassen. Damit Sie auch hören kann, wenn ich zur Seite kippe, streut Sie Nägel aus, rund um die Füße. Da drauf treten, das geht nicht ohne lautes Quieken. Licht aus. Totale Finsternis. Nicht mal mein Anzug schimmert,  auch der ist schwarz.

Wie lange? Keine Ahnung. Eine Stunde? Zwei?  Ich hätte nichts gegen Dunkelheit? Das war geprahlt. Keine Orientierung, kein Bild, kein Ton, kein Tastgefühl. Man wird verrückt, fragt sich nicht ob, sondern nur wann. Ich schwanke mich gerade so durch. Zum Glück bin ich nicht allein. Die Skalpelle leisten mir Gesellschaft und schnitzen an mir rum. Sie jammern, das es so kalt ist. Tja, da kann ich auch nichts machen. Ich zittere selbst. Die Fliesen saugen alles aus mir raus.

.... Jetzt, am Morgen, zittere ich auch. Vor Schmerz. Endlich ist Sie fertig mit meinen Füssen. Ich dachte schon, Sie will auch noch den letzten Walddreck aus den Zehen prügeln. Ich darf nun doch ein bisschen liegen bleiben, mich an der Fesselung freuen. Die Sohlen brennen, aber ich tröste mich damit, wie tapfer ich in der Nacht war. Da gibt es nichts dran zu meckern, nichts zu bestrafen ....
Krass war die Nacht.

Fluchtsicher verpackt. Mit richtigen alten Fußeisen. Es dauert ewig bis die Schlösser zugehen. Früher hat das nicht gestört. Einmal angelegt wurden sie den Sträflingen auch niemals wieder abgenommen. Dazu modernste Handschellen für die schweren Fälle. 5 cm breit, aber ganz eng gekoppelt. Mindestens ein Kilo Eisen ist an jedem Arm.

Damit geht es ab zum Knast. Ich hatte den Käfig gefürchtet, aber es kommt schlimmer. Weit muss ich nicht laufen. Das Loch ist gleich unter der Streckbank. Ein Holzkasten, so niedrig, dass man nicht sitzen kann. Gerade breit genug, um darin zu liegen, nicht mehr. Jede Bewegung stößt an eine Wand. Oder an die Tür, nur darf ich die nicht anstoßen. Sie hat extra zwei Haare geopfert und eingeklemmt. Fallen die runter, bin ich dran. Dunkel wird es, und zwar komplett. Dann bin ich allein mit meiner Pinkelflasche.

Kaum liege ich drin, da piepst es schon, rüttelt mich durch. Mensch, dass auch noch. Ich hatte es fast schon vergessen.

Hart ist der Boden. Wie kann ich liegen? Auf dem Bauch? Meine eisernen Handgelenke stören jeden Schlaf. Auf dem Rücken? Der Schrittgurt vom Harness liegt genau auf den Wirbeln. Auch seitlich weiß ich nicht wohin mit den Handschellen. Andauernd muss ich die Fußketten richten. Ein Knöchel ist immer gepresst. Jedes Umdrehen ist eine Qual, weil ich die Knie dazu brauche. Alle Skalpelle haben sich darum versammelt, als wären es die Füße der kleinen Meerjungfrau.

Endlich, den Rücken an die Wand gepresst, dämmere ich weg. Piep - es zuckt mich wieder wach. So geht es die ganze Nacht. Hat Sie einen Zufallsgenerator für den Sender?  Oder schläft Sie schlecht und drückt aus Frust? Ich halte durch. Was bin ich stolz.

So ein tapferer Junge. Nichts zu bestrafen? Na ja, da wäre schon was. Ich sage es Euch, aber wer mich verrät, den schleppe ich mit zum nächsten Termin, er darf dann neben mir Schlamm fressen:

Es war schrecklich. Aber es war auch schrecklich geil. Nicht geschlafen, aber was ist das schon, doch nur eine Nacht. Jedes Drehen in diesen Ketten, mit dem straffen Harness unten dran, ist ein Genuss. Und erst der Strom. Sie denkt, Sie quält mich? Dabei hätte ich zwei Packungen Tücher gebraucht, so oft war mir nach Abspritzen. Ich hatte kein Tuch, nichts, reinweg gar nichts, nur Sachen von Ihr. Die beschmutzen, das gehört sich einfach nicht. Sich beherrschen müssen, stärkste Qual und doch so geil. Ich sage Ihr nichts. Eigentlich kann ich nicht schwindeln. Ich schäme mich immer und man sieht es mir an. Aber hier fühle ich mich im Recht. Es war so schön, aber Sie zitiert es ja selbst : "... alles Schöne ist nur des Schrecklichen Anfang...". Welch tiefe Wahrheit, erinnern mich meine zerschlagenen Füße, und es ist ja auch noch nicht vorbei.

Schließlich hat die Nacht zum Verhindern meiner Lust eine andere Angst für mich bereit. Schlimmer als auf Brennnesseln zu liegen. Und diesmal kann ich es nicht auf Ihre Gemeinheiten schieben, es ist mein verdammtes eigenes Werk. Ein paar Salatblätter und etwas Brot waren noch übrig vom Dinner. Ohne Besteck, wie ein Kaninchen, durfte ich es spätabends reinmampfen. Ich bin zufrieden, merke mein Dummheit gar nicht. Aber da in der Kiste,  wo es weder Hören noch Sehen gibt, lauscht man in sich hinein. Doch, da gibt es Töne. Kein Psychozeug wie Ihr jetzt denkt. Nein, ganz reale Töne, von ganz realen Salatblättern, es knurrt der Bauch. Ein schauerlicher Gedanke krallt mich an: was wäre wenn? Es ist plötzlich, als ob man beim Selfbondage den Schlüssel verliert. Ich stehe überhaupt nicht auf KV. MC auch nicht. Klar kann ich raus aus dem Kasten, rüber zum Klo. Müssen die Haare halt fallen und die Schläge dafür. Aber ich stecke in einem engen Sträflingsanzug. Das ist ein Overall. Mit den Handschellen kriege ich den nicht runter. Den Dressurharness auf den Sie so stolz ist, kriege ich auch nicht ab. Wenn meine tiefste Scham und Ihre größte Wut zusammenprallen ....! Das ist weder geil noch komisch. Zum Glück beruhigt sich der Bauch. Aber die Angst bleibt zurück, bis zum Morgen.

.... Nein, der Morgen ist nicht zu Ende. Sie kommt und überschüttet mich mit Wachs. Brennend heiß, in Mengen. Von hinten und von vorn. Eine neue Methode, meinen Duft zu gewinnen? So toll kann der nicht mehr sein. Vielleicht braucht Sie ein Angstparfum für Ihre anderen Kunden. Das wird es sein. Der Wachs wird auch nicht abgeschabt. Die schwarze, neunschwänzige schlägt ihn herunter. Damit die Angst noch richtig einziehen kann. Das schon im Stehen, die Hände hoch. Zumindest werde ich nicht umgebracht für Ihr Parfum.(**) Und nicht verraten: das war sehr schön, schade das der Wachs so schnell abblättert.

Was jetzt noch kommt, ist nicht mehr fein.

Sie packt mich auf die Streckbank und zieht die Gurte kräftig fest. Alle, aber besonders die am Kopf, damit die Maske nicht verrutscht und die Augen ja nichts sehen. Gar nicht so übel. Ich lieg zwar lieber auf dem Bauch, aber was soll’s, man kann nicht alles haben. Irgendwas bereitet Sie schon wieder vor an Schwanz und Nippeln. Sie wundert sich immer, das die zucken, schon bevor Sie dran geht. Mich wundert das nicht. Die sind doch nicht so blöd wie ich, die lernen aus Erfahrung. Dann macht Sie Pause. Rundum gegürtet darf ich in mich gehen. Ruhig liegen, schön flach atmen, ja keine Panik aufkommen lassen. Geht ganz gut, ich war schon schlechter. Sie kommt zurück, früher als gedacht und widmet sich dem besten Stück. Ich denke: Strom. Schon wieder? Na gut, Ihr zur Freude halte ich es aus. Es passiert. Keine Sekunde bis ich weiß: das ist kein Strom und nein, ich halte es nicht aus. Waaaahnsinnnnn. Ich zucke, dass die Gurte platzen. Fast. Oh Gott, was ist das nur?

Kurz denke ich: ein Katheder, ein Monster, ohne Rücksicht reingepresst. Doch nein, das ist gefährlich, echt, so etwas gibt es nicht bei Ihr. Dann denke ich gar nichts mehr, gehe auf einen Trip zu den Engeln. Gerade noch rechtzeitig macht Sie mich los.

Ein Tropfen nur, auf des Mannes dünnste Haut. Dasselbe Zeug wie gestern, hochkonzentriert. War doch ein Klacks, bemerkt Sie kühl, andere bekommen zehn mal mehr. Ist schön für die, dass sie noch leben. Ich wäre tot. Entsetzt hocke ich da. In jedem Krimi stockt irgendwem das Blut. Weiß der Autor, was das heißt? Ich ja. Es bleibt einfach stehen, fließt nicht mehr, alles stirbt ab, und Du bist voll bewusst dabei. Ich zwinge mich hoch und treibe mich an, im schlimmsten Ernst. Sie lacht mich aus für meine freiwilligen Kniebeuge und Verrenkungen. Aber ich will doch nicht blutleer vor Sie hinkippen. 

Davon hätte ich gerne einen Film. Ich muss wohl aussehen wie die Kollapspatienten in den Arztserien, dann, wenn beim Elektroschock die Leiche springt.

Höhnisch fragt Sie, ob ich nicht abspritzen will. Ja wie denn? In dem Zustand? Das ist das Sahnehäubchen auf alle meine Strafen. 20 Stunden schärfste Session und nicht einmal Erleichterung.

Aber es stört mich nicht. Ich habe alles, was ich wollte.
Es ist vorbei. Es war so schön. Ich bin so glücklich.

(*) skandalträchtige Oper von W.A.Mozart
(**) Patrick Süßkind "Das Parfum"