Allen Fans von MC wünsche ich ein glückliches und spannendes Neues Jahr 2007.

„Glücklich ist nicht, wer anderen so vorkommt, sondern wer sich selbst dafür hält.“ (Seneca)


Die heilige Nacht im Erziehungscamp (Erlebnisbericht)

Es ist schon der zweite Advent. Das frohe Fest naht und die Erzieher werden nervös. Der Zögling ist noch längst nicht fit für den Weihnachtsmann. Deshalb wird ein Spezialtraining angesetzt. Ich stehe nackt da und stocksteif, mühe mich ab mit dem, was ich eine "gute Haltung" nenne. Sie hält eine lange Rede über schwarze Folter und weiße Folter und über die Leiden Christi, obwohl doch längst noch nicht Ostern ist. Ich verstehe nur Bahnhof und beginne zu zittern. Muss ich das auseinander halten? Eins ist doch klar - Sie will mich quälen.

Als Ihr Vortrag zu Ende ist, darf ich mich zu meiner Dummheit bekennen und soll Ihr meinen Angstschweiß erklären. Dann werde ich losgeschickt. Ein Zögling darf nichts Persönliches haben. Längst ist mir alles abgenommen. Doch plötzlich soll ich die Schuhe holen. Was ist das denn? Da fällt es mir ein: Nikolaus. Der hat mir bestimmt etwas rein getan. Stimmt. Es ist aus hartem Leder und spitzem Stahl und hat etwa hundert Stacheln. Pro Schuh. Ich soll gleich ausprobieren, wie es die Plattfüsse formt. Wie mich das freut. Schon als Kind wollte ich meine Geschenke immer sofort. Vor Schmerz komme ich kaum rein, nur mit Not traue ich mich, die Schleifen zu binden.

Ein bisschen Einlaufen, dann Antreten zum Kreuz-Empfang. Der eiserne Pranger wird mir aufgeladen, der Hals reingedrückt. Es werden die Arme gespreizt und abgeschlossen. Ist es Zufall oder Absicht, dass das Schloss mir kurz mal kräftig die Haut einklemmt? Das auf der anderen Seite macht es genauso - also ganz sicher Zufall! Dann jagt Sie mich auf den Leidensweg. Sünden abtragen. Obwohl ich nicht von der Stelle komme, geht es trotzdem bergauf und bergab. Bergauf darf ich langsam, vorausgesetzt, das Knie und Kinn sich küssen. Bergab heißt es rennen. Ein Schlaginstrument hilft mir, den Rhythmus zu halten. All mein Training war für die Katz. Kaum zu glauben, wie schnell mir die Puste ausgeht. Doch bevor er wie Jesus zusammenbricht, darf der müde Wanderer sich auch mal setzen. Auf den Stachelstuhl, hoch und nieder im Takt. Die Arme können schon wieder nichts tragen und keine Haltung bewahren, der Pranger quetscht sich verbotenerweise rein in den Hals.

Dafür wird der Weg noch einmal verlängert.

Nichts wird besser, aber weil ich mir so viel Mühe gebe, hat Sie mir einen Ausflug versprochen. Für später, wenn die Tage wieder heller werden. Sie fährt im Auto, ich darf an der Leine laufen. Warum auch nicht. Nicht mal der Kleine Muck hat so schöne schnelle Schuhe gehabt. Mit dem entscheidenden Unterschied, dass ich es leider nicht schaffen werde, mich wie er auf dem Absatz zu drehen. Wie soll das auch gehen, wenn man so langsam und schwächlich ist.

 

Meine Leistung ist überhaupt kein Grund zur Zufriedenheit. Ich senke den Kopf und bin froh, dass ich doch noch mitgehen darf zu Ihrer Weihnachtsfeier.

 

Der schwarze Salon ist schon vorbereitet.

Die Lichtlein brennen, die Spiegel funkeln, die Instrumente beginnen zu summen, kaum das sie mich sehen. Eine Stimmung wie Heiligabend. Der Baum steht etwas höher und hat eine komische Form. Ich dachte Geschenke bringt Rupprecht? Hier heißt er Andreas. Ist doch egal. Ich bin richtig geschmeichelt. Sie findet mich hübsch, schmückt Ihren Baum mit mir, bindet mich dran.

Auch wenn ich auf Zehen stehen darf und nicht vollkommen hänge, hat es doch das Flair einer Kreuzigung. Ich bin natürlich nicht Jesus, sondern der Verbrecher zur linken, der der dumm stirbt, weil er sich nicht bekehren lässt. Sie versucht es trotzdem und will mit mir reden.

Sie möchte, dass ich es in Latein kann. Bin ich Pilatus? Ich könnte mit Polnisch und Russisch dienen. So etwas Profanes ist nicht verlangt, aber dafür das griechische Alphabet : Alpha, Beta, Gamma, Delta ... ja, und wie weiter?? Für solch gravierende Bildungslücken helfen doch keine PISA Programme. Deshalb bin ich ja hierher zu Ihr gekommen. Solche Versager werden bei Ihr erst mal durchgepeitscht. Auf Arme und Beine, Brust, Bauch und Flanken. An Hintern und Rücken kommt Sie nicht ran. Die sind im Schutze des Kreuzes, stehen in Gottes Hand. Wo jetzt alles gut aufgeraut ist, folgt der zweite Abschnitt, die Erleuchtung. Sie kommt in Gestalt funkensprühender Zauberkerzen. Ganz nahe am Körper dringt ihr Geist in mich ein. Gerade wenn sie verglühen, kommen sie noch mal auf einen Abschiedskuss an mich ran. Nicht dauernd verletzend, aber es brennt schon recht fein. Dann sind sie alle, die Wunderkerzen. Schade, aber Wunder und Kerze gehen auch jeder für sich. Erst kommt die Kerze und kleckert mich voll. Das mit dem Wachs ist ganz angenehm. Wo habe ich das sonst, dass der Schmerz so schnell nachlässt. Das Dumme wird sein, dass er kleben bleibt.

Sie will mit dem Zeug auch den Schwanz erfreuen. Ich muss dabei helfen und den Bauch einziehen. Soll ich jetzt stolz sein, wie gut das noch geht, oder traurig, dass mein feiges Ding sich versteckt, Ihr nicht weiter entgegenkommt. Dann stopft Sie mir die brennende Kerze ins Maul und löst meine Beine. Damit die sich abwechselnd heben, und ich mir selber die Schenkel betropfen kann. Das geht leicht, und die kleinen Haare sind äußerst erfreut. Verräter! Ich sollte sie fürs nächste Mal abrasieren, denn Sie merkt, dass es mir gut geht und macht Ihre schlanken Finger zur Waffe, malträtiert meine Nippel damit. Ohhhh, Sie kennt mich zu gut, weiß, das wirkt Wunder bei mir. Die Wunderwaffe wird so fies, bis ich mich nicht mehr beherrschen kann. Die Hälfte der Kerze fällt runter, den Rest spucke ich aus. Ich habe sie vor Schmerzen glatt durchgebissen.

Ohrfeigen. Eine ganze Serie trifft mich, von rechts und von links. Ja, es tut weh, aber noch tiefer trifft es den Stolz. Dabei ist Sie doch selbst schuld, dass Sie jetzt keine Kerze mehr hat. Sie weiß ja schon lange, dass meine Nippel zwei Weicheier sind. Sie gibt es sogar zu, und meint, auf so etwas Schlappes könnte ich doch gleich ganz verzichten. Im Prinzip hat Sie recht, nur Sie will es de facto!! Aus der gusseisernen Pandorabüchse holt Sie die passende Zange hervor. Damit zerrt Sie diese lang, sucht die richtige Stelle. Erst in letzter Sekunde bin ich gerettet, weil Ihr ein noch besserer, neuer Gedanke kommt. Das Jesus doch ursprünglich Jude war. Was geht mich das an? Ich bin nicht mal getauft. Das sei doch kein Hindernis für die Beschneidung. Hmmm, da kann ich nicht widersprechen. So wie ich gekreuzt und gefesselt bin, hat das einen hohen Wahrheitsgehalt. Sie holt sich zur Zange das Messer. Ich kann Sie nicht hindern und dem Armen nicht helfen. Der hilft sich selbst und macht sich so klein, dass Sie zum ersten und letzten Mal Mitleid bekommt: man quält keine Kinder.

Aber ich bin kein Kind und kriege es ab. Natürlich bin ich schmutzig, überall klebt der Wachs.

Ich würde es ja gerne selber abkratzen, aber ich hänge am Kreuz, also muss Sie es tun. Sie behauptet, es sei Arbeit, aber in Wahrheit macht es Ihr Spaß.

Sonst wäre die Büchse nicht voll mit scheußlichen Stachelrädern. Die radeln auf mir rum, bis ich sauber bin. Die schlimmsten davon stechen tatsächlich tief ins Fleisch, so wie römische Lanzen.

 

Aus dem schönen Weihnachtszimmer muss ich dann leider rüber ins Licht. Schon auf dem Weg geht wieder das Gemecker über meine Haltung los. 

Dabei war ich doch so gut gefesselt, das kein Zucken mehr ging. Ich ahne das Schlimmste. Mit schlechter Haltung wird hier alles begründet.

Tatsächlich braucht Sie mich als Opfer für Ihr eigenes privates Experiment.

Ich finde es ja schön, dass Sie gleich nach Ägypten zum Urlaub fährt. Darf ich vielleicht mitfahren in die "Wüste der Lust"? Nö. Ich bin jetzt Ihr Probierset, wie man Mumien macht.

Anziehen, Ohrstöpsel und schwere Maske drauf. Vorher säuselt Sie etwas von Grablegung, Leichentuch, Steinen davor. Über die Maske kommt noch das Sklavengeschirr mit dem Mundstück ins Maul. Sie muss mich hinschubsen auf den Boden, ich bin taub gemacht und höre nicht mehr. Keine Befehle mehr hören? Ohne die Angst vor dem was Sie plant, wäre das cool. Als erstes kommt ein Trichter aufs Mundstück. Zwangsschlucken. Es schmeckt zwar nach Wasser, doch ich traue Ihr nicht. Wozu braucht das die Leiche? Am Ende ist es irgendein Mumien-Konservierungszeug. Wenn ich schon leide wie Jesus, dann gilt das wohl auch: "Und sie gaben ihm Wein zu trinken, der mit Galle vermischt war; als er aber davon gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken. (Matthäus,27)". Ich spucke und pruste, bis Sie ein Einsehen hat - mit Ihrem Teppich. Immerhin ist die Hälfte gespart.

Ab geht es. Ich kann es kaum fassen, ich werde tatsächlich zu Grabe gelegt. Reinkriechen muss ich in den schwarzledernen Leichensack. Feste Gurte schnüren die Mumie zusammen. Eine Augenklappe macht den Rest von der Maske dicht. Dann schließt sich die Grabkammer über mir. Die perfekte Deprivation. Da drin erweist sich: nicht nur die Nippel, der ganze Kerl ist ein Weichei. Eine so leichte Übung, doch für mich ist es die Spitze der Grausamkeit. Sie hat gesagt, ich müsse nur Haltung bewahren, ich liege doch nur und die Gurte sind hilfreich dabei. "Haltung", ich kann das Wort nicht mehr hören, aber Recht hat Sie, ........ solange mich keine Panik packt.

Der Körper liegt gut, nichts juckt, nichts tut ihm weh. Eigentlich möchte er pennen und scheitert daran, dass ich so kopfgesteuert bin. Die ersten Anfälle kann ich beherrschen, drifte mit den Gedanken weg. Dann bohrt sich der Angstwurm rein ins Gehirn: Hier wirst Du sterben, kommst niemals mehr raus. Ich halte dagegen: ich muss doch aushalten, es ist doch entwürdigend, mich von Ihr retten zu lassen. Der Wurm quält: wo ist Sie denn, wird Sie dich wirklich retten. Sie wird dich vergessen, bis es mit dir zu Ende ist. Blöder Wurm mit seiner Rechthaberei, was soll ich denn tun, was kann ich denn tun, sag du es mir, elender Geist. Der gibt nur ein irres Kichern zurück. Ich kann nicht mehr und beginne zu strampeln, verheddere mich nur noch schlimmer im Leichentuch. Sie kommt und muss mich befreien. Oh Jesus, wie ich mich schäme dafür.

 

Das war keine Leistung. Das weiß ich selbst. Vier Stunden völliges Stillstehen hab ich selbst schon geschafft. Jetzt waren es zwei, und nur Liegen. Da glaube ich Ihr, dass manch anderer friedlich geschlummert wäre dabei. Schwächling ist nicht mehr der richtige Ausdruck für mich. "Memme", "Mädchen", "Schwuchtel" ... alle sollen sehen können, was mit mir ist. Sie hat einen hübschen Tanga parat, schwarze Seide, und dazu passend ein zartfeines Neglige. So niedlich und süß findet sie die Idee, dass Sie mich höchstpersönlich da rein steckt. Ich gucke wohl sehr grimmig dabei. Ob ich Ihre Begeisterung nicht teilen will? Das wird schon! Vor dem großen Spiegel darf ich mich betrachten und in die Hocke gehen, solange bis die schmerzenden Knie mich dann doch überreden, zu lächeln und lustig zu sein. Warum ist das Neglige kurz und der Tanga ein String?

Was kommt jetzt? Sie denkt uns immer drei Schritte voraus. Was sollten wir Zöglinge nur ohne Sie tun? Nach Weihnachten kommt der Silvesterball. Mein Aussehen macht mich reif fürs Ballett. Aber ich kann doch nicht tanzen? Macht nichts, das werden wir üben. Wir beginnen mal mit der Grundposition, auf allen vieren, Köpfchen gesenkt. Haltung geht über alles, auch beim Ballett. Nach dem letzten Desaster liegt jetzt ein Stahlkorsett für mich zum helfen bereit. Es ist so ein Bodenpranger aus Stahl. Man kniet sich rein, spreizt vorne die Arme und hinten die Beine, dazwischen wird der Körper zur Linie gespannt. Vorn steht eine Stange halbhoch, für das Hälschen, das zarte. Meine Ledermanschetten werden dran festgemacht. Aber mit ganz kleinen Haushaltgummis. Das wird mein Spielraum zum Tanzen sein.

 

Jetzt kann es losgehen. Sie holt sich den Taktstock und knallt ihn aufs Pult. Aaahhrrrrr, das wusste ich nicht, dass ich auch noch Orchester sein muss. Warum meine Bekleidung so knapp ist, hat sich geklärt. Nach Strauss hört die Musik sich nicht gerade an, es ist was Modernes, mit Pfeifen und Trommeln, und mit Stöhnen. Manchmal spiele ich falsch: schrille Schreie statt leises Gejammer. Dann ist Sie sauer und fängt die Partitur wieder von vorne an. Angeblich entsteht auf dem Hintern ein Kunstwerk. Aha, eine richtige Multimediashow.  Als Ihr Taktstock kaputtgeht, wechselt Sie zu etwas schwererem. Die Musik wird härter, der laute Sänger kriegt einen Knebel rein. Was ist mit Tanzen? Ungefähr wie ein Bär: Ich sinke nach rechts, ich sinke nach links. Doch irgendwie raff ich mich immer neu auf. Die Gummis sind Klasse und machen es mit. Auch der Dirigent ist geduldig, lässt mir Pausen, um die Noten zu lernen. Ich kann wirklich nicht klagen, es ist noch keine Begeisterung aber ein klein wenig Weihnachtsstimmung funkelt schon durch. Man lernt ja Bescheidenheit in dieser Anstalt.

Trotzdem, die ganze Art von Ballett, die gefällt mir nicht. Ich fürchte, Sie hat einfach rausgefunden, wie man mich besser verdreschen kann. Ich bin halt ein Lahma..sch. Man muss sich Zeit nehmen für mich, nicht alles auf einmal wollen. Bin ich einmal fertig mit Jammern, geht bestimmt noch die nächste Portion. 

Doch, ja, Sie kümmert sich rührend um mich. Weihnachten, das Fest der Liebe: "Armes Mädchen. Ist dir schlecht? Wirst du schwach? Dann zerreiß doch den Gummi, warum tust du es nicht? Mach doch. Vielleicht lasse ich das kleine Baby dann laufen ....". Grrrrrrrr, die kann ja noch besser heucheln als ich!

 

Plötzlich ist hinten ein Gummi kaputt. Das Konzert ist zu Ende. Ich war es bestimmt nicht, aber ich hab keine Zeugen, nehme wohl besser auch noch diese Schuld auf mich. Ich darf Männchen bauen vor Ihr, und mich erklären. Ich wiederhole Ihr das ganze Latein von oben und packe noch zwei Gedichte drauf, die Sprüche über "Gute Haltung" und "Ausreichend Schlaf" die ich letztens gelernt hab. Es reicht Ihr nicht, ein Weihnachtslied soll ich singen. Mein Kopf ist so voll mit Stroh, nichts fällt mir ein. Für den einzigen Spruch der mir hochkommt, bin ich nicht weit genug unten im Dreck, den kriegt Sie nicht, da kann Sie ewig drauf warten.

Zum Nachdenken werde ich eingesperrt. Gleich vor Ihr, am Boden. Irgendwie ist heute der Tag von Kreuzen und Prangern.

Ein knallschweres Ding für Hände und Füße. Dunkles Holz, schwarze Folter. Sie streift mir mein Kleidchen hoch. Was jetzt? Der Arsch ist tabu, auf dem sitz ich drauf, brennt genug.

Gibt es für das SM Zeug eigentlich TÜV? Dann müssen Ihre Peitschen wohl dies Jahr noch hin. Warum probiert Sie sie sonst alle an meinem Rücken aus? Jede darf ein paar mal drüber, die schwerste zum Schluss, bis ich "Aufhören" schreie. Bestimmt kann Sie damit auch lieblicher schlagen, aber ich wollte ja unbedingt wissen, ob Rücken oder Hintern mehr ertragen kann. Eine dummgeile Frage und so was von blöd. Sie knallt es mir drauf, bis ich endlich begreife: was weh tut und wo, das geht mich nichts an. Das bestimmt der Erzieher, sonst keiner. Für die Feigheit darf ich mich auch gleich auf dem armen Rücken wälzen. Samt Pranger schubst Sie mich um. Was ragt da wohl schlaggerecht in die Höhe? Sie versohlt mir die Füße. Das wird niemals geil, da könnte jeder Tag Weihnachten sein. Jetzt hat Sie mich doch noch zum Weinen gebracht. Mein "Ewig" ist schon zu Ende, ich bin soweit, und knirsche Ihr den Spruch durch die Zähne: "Lieber guter ... will auch immer artig sein ... stecke Deine Rute ein". Mir kocht die Galle bei dieser Erniedrigung. Das Sie mich dafür frei lässt, ist wohl das mindeste, was ich verlangen kann. Denkste, aber wenigstens hört es mit Schlagen auf. Doch Sie ahnt, wie es ihn mir brodelt und muss mir unbedingt noch mal zeigen, wer hier das Sagen hat. Viel höflicher, lauter und deutlicher muss ich den Spruch wiederholen. Es zerreißt mir den Rest meiner Ehre und den letzten Stolz. Der Nachschlag ist eigentlich überflüssig: was hätte ich die ganze Zeit falsch gemacht? Sechs Stunden lang war "Ja Madame" gut genug, jetzt soll es plötzlich "Jawohl" heißen, Sch... drauf.

 

Mit einem kräftigen "Jawohl Madame" wanke ich rüber zum Pfahl, die Hände werden nach oben gezogen und fest gemacht. Mindestens eine Stunde darf ich so stehen und überlegen. Klassische Position für die nächste Geißelung? Ich bin völlig fertig für heute, hat Sie das wirklich noch vor? Die Sachen, die Sie mir gab? Wären nicht die ersten Hemden und Hosen, die eine Peitsche zerfetzt. Kurz bevor die eingeschläferten Arme abbrechen, sieht Sie sich das blassgraue Elend an. Wenn das Paket schon so schlapp ist, dann eben ab in die Nacht. Spüre ich da Enttäuschung durch?

 

Enttäuscht werden auch die Arme. Sie werden gleich wieder festgemacht.

An beiden Händen sind sie angekettet. Jetzt auf halber Höhe am Pfahl. Auch die Füße sind fest. Gut austariert, das muss ich Ihr lassen. Will ich liegen, reißt es die Arme hoch, der Kopf schwebt dann knapp überm Boden. Aber Stehen geht auch nur vornüber gebeugt. Das für zehn Stunden? So devot bin ich nicht. Bleibt also Knien und Sitzen, Pfahl fest umschlungen. Es wird aussehen, als ob ich ihn ficken will. Wäre gar nicht schlecht, als einzige Freude, die mir noch bleibt. Wenn ich nur einen Gummi drauf hätte, dafür. Sie kommt noch mal, um mich so richtig auszulachen und baut dabei ein Paradies neben mir auf.

Dann zeigt Sie noch lächelnd, wie man die Heizung abstellt und sagt Good Bye. Von irgendwoher strömt jetzt Frischluft ein. Ja klar, Sie hat ja schon dauernd geklagt, dass ich stinke vor Angst. Etwa um den Gefrierpunkt ist draußen die Nacht. Ich knie an meinem Höllenpfahl und sehe zwei Schritt neben mir in den Himmel. Er ist so wie Jesus ihn gab. Da liegt eine weiche Matratze im freundlichen Licht, Schlafsack und Decken, Wasser und Essen,  wärmender Anzug, Wecker und Nachttopf. Jetzt weiß ich auch, was Sie mit weißer Folter meint.

 

Ich könnte hinüber. Es ist leicht, meine Fessel geht auf. Es kostet nicht viel, wenn die Markierung zerreißt. Nur achtzig Hiebe. Schwarze Gerte. So was von locker! Nicht für mich. Mögen andere das lieben, ich schaffe es nicht. Und was wäre das auch für eine Nacht, im weichen Pfuhl als Versager, Strafe voraus? Auf Gnade hoffen, weil Weihnachten ist? Nicht mein Ding. Kann sein, ich versage, aber nicht ohne Kampf. Ein kleiner Sieg ist schon im Vorab errungen: Sie fährt nach Ägypten, aber ich bin schneller. Ich weiß schon vor Ihr, was eine Fata Morgana ist. Denn das einzige, was ich vom Himmel wirklich begehre, wäre der Nachttopf. Ich muss jetzt schon Pinkeln, was wird das erst früh. Ich hatte doch zweimal höflich gefragt. Aber Sie zieht mir einfach die Hosen runter: mach dich doch los, hol ihn dir. Also bleibt auch das nur ein Traum. Die hässliche Unterwäsche ist passend zum Knast, richtig geil. Das die auch wärmt ist mir neu, sie ist lang, angeraut, welch ein Glück. Es hilft eine Stunde, dann wird es trotzdem saukalt. Ich wünsche mir meine Schuhe zurück, und das wärmende Training dazu.

Immer wenn mich ein gezerrter Arm aus dem Sekundenschlaf weckt, fällt mir der schöne Spruch wieder ein: "Ausreichend Schlaf ist gut für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden, ..., wirkt sich positiv auf unsere Stimmung und unsere Lernfähigkeit aus." Wie zum Hohn ist es derselbe Pfahl an dem meine gequälte Nase ihn letztens lernen durfte. Positive Stimmung? Die könnte ich jetzt gut gebrauchen, um dran zu glauben, das meine Blase durchhält. Das ist von allem das Schlimmste.

Es quält mich so sehr, dass ich es später glatt wieder trinken würde, wenn mich nur jetzt jemand davon befreit. Mein Zeitgefühl geht ganz schnell verloren. Ist es Glück oder Unglück, dass ich den Wecker nicht ablesen kann. Würde es mir Angst oder Hoffnung machen. Sinnloses Grübeln. Es ist wie es ist und ich kann es nicht ändern.

Als ich am Kreuz stand, wurde ständig geprüft, ob die Hände noch warm sind, ob da noch Blut fließt im Weihnachtsstern. Eiskalt sind sie jetzt, kaum zu merken, wenn sie abfallen würden. Mein Problem! Ich kann ja aufgeben. Kriege ich die Fessel wirklich noch auf, mit den vereisten Fingern?

Die letzten Stunden gehen nur noch im Dreiertakt: Knien, Hocken, Krummstehen. Sitzen fällt raus, weil die Beine dann so schlimm schlottern, dass der nächste Muskelkrampf kommt und mich aufspringen lässt.

 

Harte Absätze knallen sich ran an die Tür. Ich höre schon, wie Sie mit Ihrer Gerte pfeift. Eine Kontrolle oder doch endlich der Morgen? Natürliches Licht, also doch geschafft! Ich tue es ungern, aber ich muss Sie schon wieder enttäuschen, ich hänge noch immer tapfer am Pfahl.

 

Sie nimmt es scheinbar gelassen und hilft mir aus meiner Not, denn es stimmt, das ich völlig versteift bin und etwas Bewegung gut brauchen kann.

Morgengymnastik! Nackt Ausziehen und Hinsetzen in die Startposition! Schon wieder der blöde Stachelstuhl, irgendwie einfallslos ... Woran merkt Sie nur immer, was mir nicht gefällt? Bequem sei vorbei, das hätte ich doch die ganze Nacht gehabt. Und der "Prinz auf der Erbse" könne ja gern auf dem Stuhl auch Kopfstand machen, falls ihm nach einer Dornenkrone sei. Die habe ich doch schon, Kopf und Herz sind längst nach unten gerutscht, werden mit dem Arsch gemeinsam gequält.

Dann jagt Sie mich eine Stunde im Kreis: Stützstrecken, Liegestütze, Kniebeuge im Wechsel, zwischen jeder Station auf und nieder am Stachelstuhl. Ich bin ein Schwächling, ich bin ein Schwächling, ich bin ein Schwächling ... jeder Atemzug saugt es auf, bis ich voll davon bin und es selber glaube. Weil die Lunge am Ende ist, sollen die Arme noch etwas Haltung üben, schick angezogen mit bunten Manschetten, 5 Kilo pro Stück. Schlank und munter zeigt ihnen die Gerte, was eine gestreckte Haltung ist. Auch die Arme erweisen sich schnell als Versager. Damit sie überhaupt zu irgendwas gut sind, werden sie zusammengekoppelt und in den Nacken verschränkt.

 

In dieser Haltung bin ich ordentlich auf den Stuhl gesetzt und soll "Ausruhen", damit Sie mich - Ihr Erziehungsproblem - betrachten und mit sich selber beraten kann.

Ich berate mich auch mit mir selbst und frage im Stillen: Was wird Sie mit dir nur an Ostern machen? Ich hatte doch schon die ganze Passion.

Sie hat sich entschieden und gibt mir eine glänzende Auswahl vor: zwei Stunden so weiter bewegungslos sitzen oder den Teufelsschwanz.

Den dicken Flogger, das fiese Ding, das bei jedem Schlag immer gleich Blut sehen will? Genau den! Selbst MC hat Mühe, ihn so zu bremsen, dass er sich mit fetten, rotdunklen Striemen begnügt. Er hat sich schon gestern die ganze Zeit auf dem Bock rumgeaalt und mich ganz lüstern angeguckt. 

Ich habe es gewusst: das ist die Rache! Wer Ihren Himmel verschmäht hat, kommt in die Hölle. Denn zu der gehört dieser Teufelsschwanz.

Eine Sanduhr ist Zeit, um zu entscheiden, ich könne natürlich auch beides haben.

Ich sitze auf dem Stuhl wie der Jauch-Kandidat zur Millionenfrage, nur das ich nicht aufstehen, und mit der Hälfte nach Hause kann. So ändern Sich die Gefühle: der Hintern kuschelt sich jetzt ganz von selbst in die Stacheln rein. Ich würde ja so gerne sitzen bleiben. Aber Sie sagt mir die richtige Antwort vor: noch zehn Minuten und du kippst runter vom Stuhl. Mein Rest von Verstand hat sich auch so entschieden. Ich will Ihr nur den Triumph nicht gönnen, das ich sofort aufspringe wenn Sie es sagt. Erst beim letzten Sandkorn erhebe ich mich. Oder hat mein Zögern noch andere Gründe? Könnte es ein ganz kleines, unbedeutendes bisschen einer furchtbaren, schrecklichen Angst von mir sein? Zum Vollzug sage ich nichts. Wer will, kann es gerne selbst probieren. Immerhin wird es gerecht auf Hintern und Rücken verteilt.

Sie wird sich gewundert haben, dass ich es eisern stehend ertrage, um dann doch noch fast ohnmächtig hinzusinken. Es war nur die Dauer des Schocks, bevor ich begreife, welch brutale Gewalt mich getroffen hat.

Mühsam stemme ich mich hoch und ahne schon, Sie hat den Lieblingspunkt jeder Session erreicht: Abspritzen solange die Sanduhr läuft oder noch mal zehn drüber zur Aufmunterung. Sie müsste mich gar nicht ständig verhöhnen. Es wird sowieso nichts. Nicht nur aus Schwäche. Auch alle Fantasien sind weg. Was ich sonst immer geträumt habe, das hat Sie in all den Stunden mit Ihrer Realität überholt. Ich soll mich beeilen, nach der nächsten Runde wird es nicht leichter werden ... wenn es noch ginge, würde ich Ihr jetzt an die Kehle springen. Nicht mal dazu reicht es bei dir, sagt Ihr zynischer Blick.  

Die Uhr läuft ab. Ich gebe mich nicht nur geschlagen. Ich bin geschlagen. Dafür werde ich geschlagen! Mit dem Teufelsschwanz. Was soll ich noch sagen, irgendwie ist dieser Kreislauf gerecht. Auch die nächste Uhr läuft durch. Wer einmal am Grunde des Brunnens ist, dem steigt nichts mehr hoch. Die achtzig mit der Gerte sind längst wettgemacht. Da hätte ich doch die Nacht ruhig pennen können und mein Kleiner wäre jetzt besser drauf.

 

Statt mich weiter wie einen Mann zu schlagen, schickt Sie das "Mädchen" in die Ecke, versucht, ob mich Schämen bewegt. Innerlich begehre ich doch noch mal auf, denn ich finde nicht, dass ich mich heute für etwas schämen müsste. Und ich kenne mich, wenn ich lange genug stehe und Ruhe habe, dann kann es noch werden. Aber ich bin ja zur Höflichkeit erzogen. Kann ich da nachtragend sein? Wie kann ich Sie langweilen, wo Sie noch für den Pharao packen muss. Also drehe ich mich um und verbeuge mich tief. Schenke Ihr meine Floskeln über Schlappschwanz und Schwächling, bis Sie das Kreuz schlägt und gnädig winkt.

 

Was bin ich erleichtert, und glücklich dazu.

 

Sehr glücklich! Es gibt zwei Gewinner und keinen Verlierer. Wir haben wieder einmal ein großartiges, tolles Remis gespielt.